Auf einer Farm in der Randzone des größten Waldgebietes Südafrikas, sind wir nicht zufällig oder durch Blutsbande zusammengekommen, sondern mit der Absicht, als bewusste Lebensgemeinschaft zu leben. Dabei verpflichten wir uns zu einem gemeinschaftlichen, bewussten regenerativen Lebensstil, d.h. wir wollen zusammen arbeiten, uns gegenseitig unterstützen und fördern.
Heutzutage stehen wir systemischen Herausforderungen gegenüber, die unlösbar erscheinen. Mit Absicht haben wir gewählt, uns ihnen zu stellen und unseren Teil der Verantwortung daran zu tragen - deshalb haben wir uns für das Leben auf dem Land entschieden. Hier wollen wir Räume und Gelegenheiten schaffen, in denen wir selbst und künftige Generationen Zukunftsszenarien einüben können. Lesen Sie mehr darüber, wie wir das im Alltag umsetzen, in unseren principles and practices.
Den passenden Ort für dieses Unterfangen zu finden, war schon an sich eine Lernreise mit vielen Besichtigungen, Besuchen, Erfahrungen, Beobachtungen und Dialogen mit dem Land, seinen Lebewesen und auch untereinander. Es war ein Prozess tiefen Einfühlens und Zuhörens und es war nicht immer klar hörbar und ersichtlich, wohin wir geleitet wurden. Wir besuchten diese Gegend zu verschiedenen Gelegenheiten und Jahreszeiten und wogen verschiedene Grundstücke hier gegeneinander ab, bis wir alle uns immer wieder zu diesem magischen Ort der Möglichkeiten am Rand des Knysna Forest hingezogen fühlten.
Unsere Intention
… ist es, Respekt, Verantwortung und Dankbarkeit für das Land und alle Mit-Lebewesen zu zeigen.
Die spezifische Lage unserer Farm und der Südafrikanische Kontext führt dazu, dass wir diese Intention hauptsächlich in vier Bereichen in die Tat umsetzen: Bei der täglichen Pflege des Bodens und der Pflanzen im Gemüsegarten betten wir uns in die Zyklen der Natur ein, wir nehmen sie wahr, lernen von Ihnen und können gesunde Lebensmittel zu uns nehmen, die Körper, Seele und Geist nähren. Vergrößern wir den Rahmen zur Ebene von Gesellschaft und Wirtschaftsformen, so erkennen wir, dass die Beziehungen zwischen den Lebewesen und dem Land die Grundlage für ein diverses Leben in Gemeinschaft sind. Sie eröffnen einen Raum und schaffen Möglichkeiten, wo wir erkunden können, welche sozialen Umgangsformen und ökonomischen Vereinbarungen uns helfen könnten, die Traumata von Geschichte und Kapitalismus zu überwinden. In diesem Sinne leben wir in einer Lernlandschaft die uns dazu auffordert, alle Aspekte unseres Lebens bewusst und mit Absicht zu gestalten - das ist die Essenz des Wandels, wie wir ihn leben möchten. Mit unseren Bemühungen, auf diesem Grundstück den einheimischen Urwald zu erweitern (Forest Restoration) zeigen wir uns verantwortlich für den Erhalt der Biodiversität, indem wir die nicht-einheimischen invasiven Baumarten fällen und die Fläche des Urwaldes vergrößern wollen. Wir erkennen die Bedürfnisse der lebendigen Erde und die der künftigen Generationen als die Leitprinzipien unseres Handelns an, welches wir mit Kreativität und Einsicht gestalten wollen.
Scroll nach unten und erfahre, was hier auf dem Land so läuft.
Gemüsegarten
“To remember how to dig the earth and to tend the soil is to remember and connect to ourselves.”
(Soul of the Soil)
2022 begannen wir, indem wir die Beschaffenheit des Geländes beobachteten und bald realisierten, dass der Bereich zwischen den beiden Haupthäusern am geeignetsten war, um den Gemüsegarten anzulegen.
In einer ersten Phase rodeten wir die dichte Busch- und Baumvegetation, brachen uns das Rückgrat beim Ausgraben der Farnwurzeln - bis zu 1 m tief - und fanden uns mit immensen Haufen von Biomasse, die wir nach und nach verbrannten und deren Asche wir zum Recycling dem Komposthaufen zuführten. All das brauchte viel Zeit, Geduld und Muskeln!

In wenigen Monaten bauten wir einen swale - einen seichten Graben entlang der Höhenlinie - und Hügelbeete und unterstützt durch großzügige Nachbarn und Mitglieder der Samen-Tausch-Gruppe, die uns mit Setzlingen, Samen, Pferde-, Kuh- und Hühnermist, Bananenbäumen und Häckselgut beschenkten, begannen in unserem Garten bald Kräuter, Gemüse und Blumen zu gedeihen.
Die Anlage und Bepflanzung des Gartens ist von den Prinzipien der Permakultur inspiriert und der biodlogisch-dynamische Ansatz leitet uns im täglichen Rhythmus der Gartenarbeit und durch die Jahreszeiten.
Forest Restoration
“You don’t need to do everything. Do what calls your heart; effective action comes from love. It is unstoppable, and it is enough.”
(Joanna Macy)
Schon als wir die Entscheidung für dieses bestimmte Grundstück trafen, war uns relativ bewusst, dass das Ökosystem auf diesem Stück Land stark gestört war durch den Anbau und das Abholzen nicht einheimischer Baumarten, die sich rasant verbreiten und wachsen.
Auf unzähligen Spaziergängen in diesen zwei ersten Jahren, bei denen wir jede Ecke des Grundstücks erkundeten, wurde uns erst das wahre Ausmaß bewusst - die Narben der Ausbeutung, die Menge der invasiven Bäume in dem schmalen Streifen von Urwald entlang des Baches und besonders die Anzahl und die Geschwindigkeit in der sich invasive Eukalyptusbäume, Kiefern, Black Wattle, Blackwood, Bugweed und nicht einheimische Brombeeren seit Jahren ungehindert verbreiten, alles überwachsen und zu einer ernsthaften und wachsenden Waldbrandgefahr werden.


Besonders die Gebäude sind total eingewachsen, und wenn wir nichts dagegen tun, werden wir uns in wenigen Jahren inmitten eines dichten, hohen Mischwaldes aus nicht einheimischen Bäumen befinden. Daher war und ist es zwingend erforderlich, dass wir den Brandschutz als oberste Priorität betrachten und um die Häuser herum eine Feuerschutz-Zone schaffen. Mit dem “tree popper” zogen wir unzählige junge Bäume aus der Erde, wir entrindeten (ring bark) Eukalyptus und Wattle, wir fällten junge Kiefern.
Indem wir diese invasiven Baumarten reduzieren, verschaffen wir den hier vorkommenden einheimischen Arten wie Cape Beech, Cape Ash, Keurboom, Bitou bush und vielen mehr Raum zum Wachsen und eine Chance zum Überleben. Was auf den ersten Blick wie “roden” und “abholzen” aussieht, ist das Bemühen, die Biodiversität der einheimischen Vegetation zu erhalten. In verschiedenen Bereichen pflanzten wir Keurboom als Pionierpflanze und als Erweiterung des Gemüsegartens pflanzten wir als Anfang eines Obstgartens verschiedene Obst- und Nussbäume.
Lernlandschaft
“We are naturally mimicking the people in our lives. If nature was your mentor, how would that change the way you look at it?”
(Claire Janish)
Der so lange gewünschte Umzug von der Stadt aufs Land konfrontiert uns mit einer überlaufenden Sickergrube, Bäumen, die uns buchstäblich über den Kopf wachsen, Salat, der weder wächst noch stirbt, heftigem Regen, der das bisschen vorhandenen Humus wegspült und vielem mehr. Wir sehen uns in unserem Alltag hier herausgefordert uns mit vielen Themen auseinanderzusetzen, um die wir uns nie zuvor kümmern mussten.
So müssen und wollen wir täglich Neues dazulernen, unsere Gewohnheiten hinterfragen und wo nötig ablegen und unsere Verhaltensweisen bewusst wählen. In dieser Hinsicht leben wir in einer Lernlandschaft. Auch das soziale und ökonomische Feld, das sich beim zusammen Leben und Arbeiten und beim Teilen von Ressourcen öffnet, ist ein herausfordernder Teil dieser Lernlandschaft.


Unsere Absicht ist es, den kleinen Kreis der Bewohner von Forest Song zu öffnen und andere Menschen in unser Lernen einzubeziehen. Zur Zeit sind es vor allem Familienmitglieder und Freunde, die uns besuchen und mit denen wir anregende oder provokative Gespräche darüber führen, was wir hier in die Welt bringen möchten.
Für die Zukunft stellen wir uns ein breit gefächertes Lernangebot vor, erlebnisbasiert wie Mitarbeitstage, Zusammenarbeit mit Freiwilligen, Klassenlager, Immersions, oder eher praxisorientiert wie Erste Hilfe in der Wildnis oder Gestaltung eines Permakulturgartens.
Grundlage für ein diverses Leben in Gemeinschaft
“It’s not what you look at that matters, it’s what you see”.
(Henry David Thoreau)
In Gemeinschaft zu leben, wird von Menschen, die das für sich selber wünschen, oft von utopischen Vorstellungen und Harmonie verklärt gesehen. Nach einer kurzen, enthusiastischen Anfangsphase erlebten wir sehr klar, wie viel aktives Bemühen und Energie es erfordert, den Lebensraum, Arbeitsprojekte und Alltag gemeinsam zu gestalten. Verschiedenheiten in Meinungen und Herangehensweisen, Erwartungen an die anderen und sich selbst und zu wenig oder unklare Kommunikation führen zu Missverständnissen, Enttäuschung und aufwallenden Emotionen. Doch das ist genau der Grund, warum wir uns für diese soziale Lebensform entschieden haben: Indem ich mich an den anderen Personen reibe und mich von ihnen gespiegelt sehe, werde ich mit mir selbst konfrontiert.


Nur in Beziehung entsteht die Möglichkeit, meine Ansichten und Handlungsweisen zu hinterfragen und persönlich zu wachsen. Monatliche Reflexionen, das Bemühen um offene, engmaschige und klare Kommunikation, aktiv das Gespräch suchen, wenn Unstimmigkeiten auftreten, Dragon Dreaming als anderes Format der Planung - das sind einige der Instrumente, die wir nutzen, um das soziale Feld zu stärken, miteinander in Kontakt und lebendig zu sein.
Was schon auf der Beziehungsebene zwischen zwei Personen (Parteien) so viel Einfühlungsvermögen und aktives Bemühen erfordert, wird unglaublich komplex, wenn wir es auf die gesellschaftliche Ebene ausweiten: Besonders wenn es um Fragen geht wie “Wieviel bringst du ein und wieviel ich?” - “ Wo ist die Grenze zwischen mein und dein?” - "Wieviel muss ich bezahlen und wie viel bezahlst du?” - “Wer bestimmt, wie es läuft?”- kommen heftige Emotionen und existentielle Ängste an die Oberfläche.
Ungleichheit und Unrecht, bedingt durch die Geschichte Südafrikas, sind in jeder Begegnung an jedem Ort spürbar. Das Land, die Farm Forest Song ist das Fundament und schafft den Raum, wo wir neue Umgangsformen, Beziehungen auf Augenhöhe, auf persönlichen Verabredungen basierende Arbeits- Partnerschafts- oder Geschäftsbeziehungen erforschen und einüben können. Die Diversität in unserer Gemeinschaft nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu leben - das ist der Wunsch und das Ziel.
